Zunächst einmal nichts. Mir schwelen thematisch losgelöst voneinander mehrere Fragmente durch den Kopf, die sich als Affinitäten bereits in jungen Jahren in mir manifestiert haben. So ist es mit meiner Vorliebe für japanische Kampfkünste und realistischer Malerei. Ich würde sogar soweit gehen, dass sie als eine Art Trieb oder deutlich fundierter bezeichnet als Lebenssinn in mir angelegt sind. Dieser Sinn für etwas, das es sich zu leben lohnt, nennt sich meines Wissens nach im Japanischen Ikigai (Kanji: 生き甲斐. Deshalb verfolge und entwickle ich beides seit frühen Kindheitstagen ohne jemals in Motivationskrisen verfallen zu sein oder darauf warten zu müssen, dass mich die Muse küsst. Das erste habe ich nicht, das zweite brauche ich nicht. Es ist einfach immer da und hält einen Zustand tiefster Zufriedenheit.
Doch wie kommt es dazu? In jenem Moment in dem ein Maler den handwerklichen Teil seines Berufes verinnerlicht hat, beginnt er im Bestfall ansatzlos aus der Hüfte zu schießen. Ab diesem Moment gibt es zwei Möglichkeiten für ihn: Er verbleibt entweder auf der Stufe die Malerei rein technisch zu betreiben oder er begibt sich auf die lebenslange Suche nach einem tieferen Sinn seines Daseins. Diesen Sinn kann man nicht durch Nachdenken herausfinden. Es ist eine immer wieder von vorn beginnende Suche nach sich selbst mit Hilfe malerischer Mittel. Beim Schriftsteller ist es die Textform, beim Komponisten der Klang der Noten. Es gilt im goetheschen Sinne zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält, die Erkenntnis durch sich hindurch zu leiten und in Form der eigenen Arbeit wieder nach außen abzuleiten. In meinem Fall ist es im Moment die Suche nach einer abstrahiert wiedergegebenen Form der Wirklichkeit. Das Motiv von vor exakt einem Jahr auf der Baleareninsel Mallorca in Valldemossa habe ich sofort malerisch bewertet. Wie immer wenn mich etwas anzieht, war ich regelrecht nervös. Welche Pflanzen da in den Kübeln an den Häuserwänden wuchsen, wußte ich zum damaligen Zeitpunkt noch nicht. Eine treue Sammlerin und aufmerksame Leserin meiner Veröffentlichungen auf meinen sozialen Kanälen, teilte mir mit, dass es sich um die Mexikanische Dreimasterblume (Tradescantia pallida) handle. Ich schlich locker zehn Minuten um ein und dasselbe Motiv – ebenfalls wie immer – suchte in immer neuen Einstellungen die interessanteste für die spätere Malerei. Als großer Bewunderer des überdurchschnittlichen Sinns für Ästhetik, Reinheit und Klarheit der Japaner, denke ich längere Zeit darüber nach, wie ich noch mehr Japan in meine Bilder bekomme. Auch hier ist das der Plan. Wo genau ich landen werde, weiß ich nicht. Der Weg ist das Ziel, im Japanischen: Do wie zum Beispiel in BuDo (Kanji: 武道), dem Weg des Krieges oder der Kriegskunst. Tatsache ist eins, ich brauche Realität, Abstraktion und Imagination zugleich. Ich bin an einem Punkt in der Malerei angekommen an dem mich das eins zu eins Übersetzen der Natur in die Malerei gähnen lassen würde. Lieber erfinde ich mich jeden Tag neu. Wobei das ein mehr zufälliger, denn ein bewusst gesteuerter Entwicklungsprozess ist. Am liebsten lasse ich mich von der Farbe leiten und von mir selbst überraschen. Manchmal ergeben sich zufällig neue Farbkontraste, so dass der Ideengeber auf der Palette liegt. Man muss nur hinsehen und schon geht’s los.