Die Brücke Trepponti in Comacchio

Meine hier vorliegenden Bilder behandelt die sogenannte Trepponti di Comacchio. Wörtlich übersetzt bedeutet es Drei Brücken von Comacchio und meint damit eine Brücke, die auf Stadtseite wie drei zusammengeschmolzen in einer aussieht. Genau diese bizarre Brückenform sehen die Comacchiesen als besonders an ihrer Stadt. Wir bereisten Comacchio relativ unbedarft, kamen gerade aus der Region Garda über Mantua und machten auf unserer Route nach Süden einen Schlenker nach Osten an die Küste des Adriatischen Meeres, die im Allgemeinen als Adria bekannt ist. Venedig lag nahe des Weges. Da es uns dort zu turbulent schien, suchten wir nach einem alternativen Kurzstopp.

Ferrara passierten wir bedauerlicherweise ohne Halt aufgrund der omnipräsenten Parkplatzkriminalität in Italien. Wir hielten uns vorwiegend in kleineren Orten auf, die weniger von Touristen frequentiert und unserer Vermutung nach weniger attraktiv für räuberische Aktivitäten war. Daß Comacchio ein derartiges architektonisches Juwel darstellt, war uns zunächst nicht bewußt. Die kleine Stadt liegt in dem wohl schönsten Lagunenareal Italiens mitten im Podelta. Der Name des Deltas hallte mir vage aus dem Geschichts- und Erdkundeunterricht meiner ersten Schuljahre nach. Es muß seit jeher eine der fruchtbarsten Gegenden Italiens sein.

In der Nähe von Mantua blieben wir ein paar Nächte bei Claudio auf einer ehemaligen Obstplantage, die er seit Generationen im Familienbesitz, nun ausschließlich touristisch betrieb, indem er Stellplätze für Wohnmobile vermietete. Sein lose vorhandenes Englisch ergänzten wir mit unserem Anfänger-Italienisch und zauberten daraus regelmäßige Konversationen, die von gegenseitiger Sympathie getragen wurde. Einen Eindruck von der zu Überschwemmungen neigenden Poebene bekamen wir dort. Der italienische Name Valli di Comacchio, auf Deutsch Täler von Comacchio, steht sinnbildlich für ein Panoptikum an Flora und Fauna: Ein riesiges Fischfanggebiet und einzigartiges Aufkommen an Vögeln, darunter Flamingos, die ich als Heranwachsender nur aus dem Vorspann zu Miami Vice kannte, dort jedoch nie sah. Doch von alledem erfuhr ich erst hinterher. Denn unser Stopp blieb rein urbaner Natur.

Die Brücke, deren Namen eigentlich Pallotta-Brücke lautet, ist die bekannteste. Erbaut wurde sie im 17. Jahrhundert auf Geheiß des Kardinalslegaten Giovanni B.M. Pallotta. Architekt war der aus Ravenna stammende Luca Danese. Das Bauwerk diente gleichzeitig als Befestigung der von Kanälen durchzogenen Stadt. Wie immer interessierte mich das Baudenkmal weniger aus architekturtheoretischer, als vielmehr aus malerischer Sicht. Das Erdrot schmaler italienischer Brandsteine und das Plateau aus weißem istrischen Naturstein, das war ein Kontrast, das mein Malerauge rasch erfasste. Bislang habe ich sie zweimal gemalt. Hier in der feinen Studie in russischen Aquarellfarben auf erlesenem 25 x 17,5 cm Aquarellkarton aus Russland.